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Lausitzring EuroSpeedway – Deutschlands Rennstrecke mit einem kniffligen Dreieck

DEKRA Lausitzring EuroSpeedway Super Speedway

Hinweis: Ursprünglich auf Englisch verfasst, ins Deutsche übersetzt (In Englisch ansehen)

Wenn NASCAR-Fans an eine Rennstrecke denken, die die Form eines Dreiecks hat, denken sie wahrscheinlich an Pocono Raceway. Die Strecke hat den Spitznamen “trickreiches Dreieck” und liegt in Long Pond, Pennsylvania. Aber es gibt noch eine weitere “dreieckige” Rennstrecke in Klettwitz, Brandenburg, Deutschland, die unter Rennsportfans weltweit bekannt ist: den Lausitzring.

Der Lausitzring hat eine Geschichte, von der manche sagen, sie stamme aus der Zeit des Kalten Krieges und vor dem Fall der Berliner Mauer. Offensichtlich gibt es Rennsportbegeisterte, egal wie das politische Klima ist! Das gilt auch für den Lausitzring, denn einige Historiker weisen darauf hin, dass bereits 1986 Gespräche über den Bau einer Test- und Rennstrecke durch die DDR geführt wurden.

Nach dem Fall der Berliner Mauer

Machen wir einen Sprung ins Jahr 1998, als der Bau des Lausitzrings begann, der damals noch EuroSpeedway Lausitz hieß. Die Anlage sollte ein notwendiger Ersatz für die berühmte AVUS-Strecke sein. AVUS ist ein Akronym, das übersetzt Autoverkehrs- und Trainingsstrecke bedeutet. Dabei handelte es sich um eine unglaublich gefährliche Büroklammerstrecke in Berlin, die 1921 als “reine Autostraße” eröffnet und 1959 geschlossen wurde.

Der Bau und die Planung der AVUS begannen bereits vor und während des Ersten Weltkriegs. Sie war bekannt für ihre Hochgeschwindigkeitskurven und langen Geraden. Die Steilkurve war bei Fahrern und Fans als “Wall of Death” bekannt. Es gab weder eine Stützmauer noch einen Zaun, so dass Fahrer, die falsch in die Kurve einfuhren, seitlich von der Strecke abfliegen konnten.

Jean Behra aus Frankreich starb, als sein Auto in der Kurve ins Schleudern geriet. Er wurde aus dem Auto geschleudert und starb, als sein Körper einen Fahnenmast traf. 1926 raste Adolf Rosenberger in ein Gebäude, in dem Wertungsbeamte saßen, und tötete alle drei Insassen.

Es gab noch andere Rennstrecken in Deutschland, aber keine, die mit einer Hochgeschwindigkeitsstrecke wie der AVUS vergleichbar war. 1989 fiel die Berliner Mauer und die ersten Schritte zum Bau des Lausitzrings nahmen Gestalt an. Ein Grund dafür war, dass ein vereintes Berlin mehr Pendlerverkehr bedeutete und die AVUS ein Straßenkurs war.

Baubeginn

Die ersten Planungen konzentrierten sich auf einen Tagebau in der Nähe von Brandenburg als Standort für den Ersatzstandort der AVUS. Das war etwa 1991 und 1995 gaben die örtlichen Behörden ihre Zustimmung zu dem Projekt. Nun konnte mit der vollständigen Planung und Erschließung des Geländes begonnen werden. Der erste Spatenstich erfolgte 1998.

Die Arbeiten gingen zügig voran und der riesige Veranstaltungsort nahm schnell Gestalt an. Das Testoval, der Teil der Anlage, der AVUS am ehesten ähnelte, würde fast vier Meilen lang sein, mit zwei langen Geraden und kürzeren, aber schrägen Schleifen. Das wäre ein gewaltiger Unterschied zu dem gefährlichen Layout von AVUS.

Die andere Hauptstrecke wäre ähnlich aufgebaut wie der Pocono Speedway, auf dem NASCAR-Rennen in den Vereinigten Staaten stattfinden. Auch diese Strecke ist ein dreieckiges Hochgeschwindigkeitsoval – nur etwas kürzer als Pocono, das 2,5 Meilen (4,023 km) misst, während der Lausitzring 2 Meilen oder 3,218 km misst.

Die beiden Strecken wurden mit einem Verbindungsteil entworfen, der es ermöglichte, den Veranstaltungsort als riesigen Straßenkurs zu nutzen. Durch die Verwendung von Teilen der beiden Strecken mit den Verbindungsstücken der Rennstrecke konnte der Straßenkurs auf beeindruckende 7,5 Meilen ausgedehnt werden! Innerhalb des Streckendreiecks konnten kürzere Varianten von Straßenkursen konfiguriert werden.

Während der Bau der Streckenoberfläche im Gange war, wurden die Haupttribünen mit Blick auf das Dreieck aufgestellt. Tatsächlich wurden die meisten Sitzplätze und Annehmlichkeiten für die Rennfans um das Dreieck am Lausitzring herum gebaut. Die fertigen Haupttribünen boten Platz für 25.000 Fans, während die Sitzplätze rund um die Anlage weitere 100.000 Zuschauer fassen konnten.

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Luftaufnahme Lausitzring, Rennstrecke, EuroSpeedway Lausitz, Motorsport, DEKRA, Niederlausitz, Klettwitz, Schipkau, Oberspreewald-Lausitz, Brandenburg – Licensed to CarRacingNews.com by Alamy | 2JFAAK1

Eine raue Vernissage

Eurospeedway Lausitz, der Name zur Zeit der Eröffnung, kam im Jahr 2000 mit geschätzten 80.000 Zuschauern vor Ort. Die Eröffnungsrennen umfassten die IDM Superbike Serie, gefolgt von der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) Serie. Beide waren bei ihren Eröffnungen auf der Strecke trotz der Absage eines der beiden geplanten DTM-Rennen wegen Regen sehr erfolgreich.

Auch andere Auto- und Motorradrennserien nutzten die Strecke in den ersten Saisons, darunter die von der NASCAR inspirierte ASCAR Series, die CHAMP Car Series, die FIA GT Championship, die FIA Sportscar Championship und viele andere.

Es gab jedoch einige dunkle Tage in den ersten Betriebsjahren, die bleibende Erinnerungen daran sind, wie gefährlich das Rennfahren sein kann. Michele Alboreto, ein bekannter F1-Fahrer und erfahrener Wettbewerber, fuhr einen Audi R8-Prototypen auf dem Testabschnitt der Strecke. Er war mit einer Gruppe von Audi-Ingenieuren dort, um sich auf die 24 Stunden von Le Mans vorzubereiten.

Als Alboreto eine Geschwindigkeit von 190 mph erreichte, wurde der linke Hinterreifen seines Wagens von einer verirrten Schraube durchstochen. Sein Auto stürzte über die Leitplanke und landete auf dem Kopf, wobei er am 25. April 2001 auf der Stelle starb.

Eine Woche später, im Mai 2000, schlug das Unglück erneut zu. Rennstrecken-Marshall Uwe Wagner war Teil einer Testsession vor dem bevorstehenden Deutsche Tourenwagen Challenge-Rennen. Ein Frontspoiler eines BMW rutschte über die Streckenoberfläche und als Wagner versuchte, ihn von der Strecke zu entfernen, wurde er von einem Opel Astra, gesteuert von Sandro Vogel, erfasst. Der 43-jährige Ehemann und Vater von zwei Kindern wurde auf der Stelle getötet.

Dann, im September 2001, ereignete sich ein grausamer Unfall während des Champ Car German 500. Alex Zanardi nahm an Geschwindigkeit auf, als er die Boxengasse auf dem Tri-Oval verließ, als er ins Schleudern geriet. Alex Tagliani konnte Zanardi nicht ausweichen und krachte direkt in das schleudernde Fahrzeug. Zanardi überlebte, verlor jedoch beide Beine knapp oberhalb der Knie. Tagliani kam mit leichten Verletzungen davon.

Motorsport: DTM auf dem Lausitzring.
Der Südafrikaner Sheldon van der Linde von Rowe Racing fährt nach dem Start durch die Steilkurve.
Klettwitz, Deutschland. 24. Juli, 2021. Motorsport: DTM auf dem Lausitzring. Der Südafrikaner Sheldon van der Linde von Rowe Racing fährt nach dem Start durch die Steilkurve. Bildnachweis: Juergen Tap/Hoch Zwei/dpa/Alamy Live News | 2G9599R

Der Veranstaltungsort gewinnt an Zugkraft

Trotz der Liste schrecklicher Ereignisse und einer Kreditkrise bei der Bank von Berlin, die 2002 zu einer kurzen Schließung führte, wurde die Anlage langsam zu einer bemerkenswerten Strecke unter Rennsportfans. Die Strecke wurde nach dem kurzen finanziellen Problem mit der Bank von Berlin unter neuer Führung wiedereröffnet. Die CART Champ Car Serie kehrte in den Rennkalender zurück und andere Rennserien folgten.

Ein Moment brachte Fans aus der ganzen Rennsportwelt zusammen, als Alex Zanardi nach seinem beinahe tödlichen Unfall zurückkehrte, um ein modifiziertes Champ Car um das Dreiecksoval zu steuern. Dies symbolisierte die Vollendung seiner letzten 13 Runden aus dem Rennen, bei dem er seine Beine verlor. Über 100.000 Fans jubelten ihm zu, als er die Ziellinie überquerte.

Im nächsten Jahrzehnt sah die gemischt genutzte Anlage mehrere Rennserien kommen und gehen, mit einer Kombination aus Tri-Oval- und Straßenkursrennen. Die Teststrecke wurde auch regelmäßig von Herstellern genutzt.

Der Veranstaltungsort war auch in der Lage, sich an die Bedürfnisse der Rennserie und der Fans anzupassen. Die Kombi-Rennstrecke, die beide Strecken zu einem riesigen Straßenkurs kombinierte, kam bei den Rennfans nicht gut an. Die Verantwortlichen der Rennstrecke bemerkten dies und so wurden die Straßenrennen auf dem kürzeren Straßenkurs ausgetragen.

Der Grund war, dass die Mehrheit der Fans die Action nicht sehen konnte, wenn auf der Teststrecke Rennen stattfanden. Die großen Tribünen ermöglichten jedoch eine nahezu perfekte Sicht auf das gesamte Tri-Oval und den kleineren Straßenkurs. Die Organisatoren stellten auch fest, dass die größten Zuschauermagneten die Straßenkursrennen waren, sodass weniger Rennen ausschließlich auf der NASCAR-ähnlichen Strecke stattfanden.

Der Zeitplan für das nächste Jahrzehnt umfasste offene Radrennen, Tourenwagenveranstaltungen, Tage der offenen Tür für Fans und sogar Musikkonzerte. Die Strecke war auch Schauplatz mehrerer Motorradrennserien, darunter die DTM und die A1 GP-Serie. Motorradrennen waren eine der beliebtesten Formen des Rennsports auf dem Lausitzring.

Testen ebnet den Weg

Eine Konstante in der Anlage war das Testen. Die Autohersteller nutzten die lange Teststrecke und bei Bedarf auch den Straßenkurs. Das war vielleicht nichts, was die Tribünen mit Rennfans füllte, aber es war eine kontinuierliche Einnahmequelle für die Anlage.

Das unabhängige Prüf- und Inspektionsunternehmen DEKRA, das 1925 in Berlin gegründet wurde, hat den Lausitzring 2017 gekauft und ihn zu seiner Prüfeinrichtung gemacht. DEKRA fördert zwar keine Rennen oder Sportereignisse, ist aber dennoch in der Sportwelt präsent. Die Organisation ist seit 1989 Sponsor der DTM (Deutsche Tourenwagen Masters) und war in den 1990er Jahren lange Zeit mit dem Formel-1-Piloten Michael Schumacher verbunden.

Rennen auf dem Lausitzring in der Zukunft

DEKRA hat an ihren Plänen festgehalten, keine Rennen direkt am Veranstaltungsort zu organisieren, arbeitet jedoch mit Veranstaltern und verschiedenen Rennserien zusammen, um die Motorsportfans zufrieden zu stellen. Der Lausitzring steht weiterhin im DTM-Kalender sowie im österreichischen Formel-3-Cup.

Der Veranstaltungsort hat auch einen vollen Terminkalender mit Streckenterminen für kleinere Serien, Motorradrennen und sogar Fahrradrennen. Kombiniert man das mit der täglichen Arbeit, die DEKRA auf der Anlage verrichtet, hat man nahezu das ganze Jahr über Aktivitäten.

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